Ausgabe 3 / 2014
Interview: Aktham Suliman
ARAB FORUM: Herr Botschafter, Sie waren
Staatssekretär im Außenministerium der
VAE und kamen vor ca. zwei Jahren als
außerordentlicher Botschafter nach Berlin.
Wo sehen Sie die Schwerpunkte in den
Beziehungen zu Europa im Allgemeinen und
zu Deutschland im Besonderen?
Al Junaibi:
Die VAE verbinden exzellente
Beziehungen mit den EU-Staaten, die
sich allerdings von Land zu Land je nach
Ausmaß des wirtschaftlichen oder kulturellen
Austausches unterscheiden. Die
Beziehungen zu Deutschland erlebten mit
der Ratifizierung der strategischen Partnerschaft
im Jahr 2004 einen qualitativen
Schub. Diese Partnerschaft spiegelte unsere
Wertschätzung für die zentrale Rolle
Deutschlands in Europa und der Welt
sowie
die Wertschätzung Deutschlands
für die Rolle der VAE im arabischen Raum
im Allgemeinen und am arabischen
Golf im Speziellen. Die Strategische
Zusammenarbeit öffnete lokal, regional
und international neue Horizonte der
Partnerschaft beider Länder auf politischer,
wirtschaftlicher und kultureller Ebene.
Die Konsultationen finden auf höchster
Ebene statt und die Bürger der VAE kommen
beispielsweise Visumfrei in den
Schengen-Raum. Hierbei hat Deutschland
aufgrund der guten Beziehungen beider
Länder eine beträchtliche Rolle gespielt.
Auf der wirtschaftlichen Ebene wuchs das
Handelsvolumen zwischen Deutschland
und den VAE von 3,9 Milliarden im Jahr
2004 auf 10,7 Milliarden im Jahr 2013. Im
gleichen
Zeitraum stieg die Anzahl der
Flüge zwischen beiden Länden von 60
auf 133 Flüge pro Woche. Mehr als 1000
deutsche Firmen arbeiten heute in den
VAE, die den wichtigsten Handelspartner
für Deutschland im Nahen Osten darstellen.
Die Flüge sind bekanntlich sehr
bedeutend für die Tourismusbranche,
genauso wie die Messen. Die VAE nehmen
vermehrt an den jährlich stattfindenden
internationalen Messen in Deutschland
wie u. a. der ITB, Hannover Messe und
Frankfurter Buchmesse teil. Erst kürzlich
fanden zum ersten Mal die VAE-Kulturtage
im NRW statt. Nicht zu vergessen
sind auch die Abstimmung in
regionalen und internationalen Fragen
wie dem Wiederaufbau Afghanistans, die
Zusammenarbeit bei der UNO und die
Kooperation bei anderen internationalen
Organisationen.
ARAB FORUM: Die arabische Diplomatie konzentriert
sich traditionell auf europäische
Hauptstädte wie London und Paris, die
geschichtlich eine entscheidende Rolle im
Nahen Osten gespielt haben. Wo liegt Berlin
heute auf der Skala arabischer Außenpolitik?
Al Junaibi:Die Bedeutung Deutschlands in
Europa und der Welt resultiert aus seinem
geopolitischen,
wirtschaftlichen und demographischen
Gewicht. Deutschland ist
nicht nur ein Gründungsmitglied der EU,
sondern
auch ein zentrales Land auf internationaler
Ebene, etwa in der NATO oder
der UNO. Deutschland stellt zu dem die
stärkste
und stabilste Wirtschaftsmacht
Europas dar. Außenpolitisch steht Berlin für
den Dialog als friedliches Mittel zur Lösung
internationaler
Konflikte. Hinzu kommt,
dass Deutschland für seine hervorragenden
Errungenschaften
im Medizin-, Forschungsund
Technologiebereich sowie in Kunst
und Literatur bekannt ist. Das alles hat
die Regierung in den VAE dazu
veranlasst,
die Beziehungen zu Deutschland
als eine
der bedeutsamsten zu erachten.
Unsere
Botschaft in Berlin ist eine der wichtigsten
Botschaften unseres Landes. Wir haben
zu dem ein Büro in Bonn und ein Konsulat
in München. Wir wollen die Bedeutung
der anderen europäischen Hauptstädte
nicht schmälern, die jeweils ihre eigenen
Vorzüge haben. Doch wir wollen den Anlass
nutzen, um unsere Freude über Berlin, seine
Bedeutung und Vielfalt zum Ausdruck zu
bringen.
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