Modedesignerinnen auf der Arabischen Halbinsel
30 KLEIDER FÜR RAMADAN
Beduinenfrauen pflegten seit Jahrhunderten ihren eigenen Stil,
und der ist von Region zu Region unterschiedlich, bei traditionellen
Kleidern und Accessoires. Die „Wüstenmode“ ist immerhin
so attraktiv, vor allem bei Farben und Design der prächtigen,
handgefertigten Stickereien, dass das Wissen darüber auch für
heutige Haute Couture-Designerinnen eine wichtige Rolle spielt.
Im Folgenden werden einige vorgestellt – von bekannten Pionierinnen
im eigenen Land bis zu Nachwuchstalenten.
Ausgabe 3 / 2013
Text: Barbara Schumacher
Fotos: Barbara Schumacher
Die bestickten Prachtexemplare der
Vergangenheit befinden sich heute meist in
privaten Sammlungen und Privatmuseen,
wie z. B. im Darat Safeya Binzagr Museum,
im Al-Tayebat Museum (beide in
Jeddah, Saudi-Arabien) oder im Tariq
Rajab Museum in Kuwait. Sie stellen dort
kostbare und viel bestaunte Höhepunkte
der Exponate dar. Das Thema der Kreation
von Mode ermöglicht Einsichten in Einzelschicksale,
die mit gesellschaftlichen,
landeskundlichen und kulturellen Themen
eng verbunden sind.
Kleidung im Wandel der Zeit
Als die Engländerin Gertrude Bell zu Beginn
des 20. Jahrhunderts durch die arabische
Welt reiste, wurde sie als „weiblicher
Lawrence von Arabien“ bezeichnet. Sie galt
im Ersten Weltkrieg als die bestinformierte
britische Agentin im Mittleren Osten
und als Vorkämpferin für die arabische
Unabhängigkeit – stets perfekt gekleidet,
selbstverständlich im Stil einer britischen
Lady. Sie hatte u. a. großen Anteil an
der Gründung des modernen Irak. Im
Zusammenhang mit dem Golfkrieg 1991
tauchte ihr Name wieder in den Medien auf,
und jüngere Generationen interessierten
sich für ihr abenteuerliches Leben, in dessen
Verlauf sie mit maßgeblichen Herrschern
konferierte, wie z. B. 1916 mit König Abdul
Aziz bin Saud, dem Staatsgründer des
modernen Saudi-Arabien. Im Hinblick auf
das Thema Mode ist folgendes überliefert:
„Ständig wurde sie von meist moslemischen
Frauen mit ihren Kindern an der Hand
aufgesucht, die bei ihr den Schleier und
die langen Abayas ablegten. Viele trugen
darunter türkische Seidenkleider, manche
aber auch Modellkreationen, die sie sich
nach Schnittmustern aus der „Vogue“
genäht hatten“.
Modellkreationen unter der Abaya gibt es
heute noch, und es gibt sogar ausgefallene
Modewandlungen bei den Abayas selbst.
Bei der Mode geht es heute um ein
Multimillionengeschäft, vor allem bei
Abendkleidern und Brautmode, aber auch
im Hinblick auf die Abayas, die immer
aufwändiger daherkommen, und vor allem
bei Kongressen, Messen, Vernissagen oder
sonstigen offiziellen Veranstaltungen mit
Stickereien, Perlen, Pailletten oder Federn
geschmückt sind – zu Lasten des eintönigen
Schwarz. Mit solchen immer neuen
Kreationen befasst sich phantasiereich
eine eigene Industrie. Wer die Frauen
nur auf der Straße oder in den luxuriösen
Einkaufszentren von Kuwait City, Manama,
Doha, Riyadh, Jeddah, Muscat, Dubai und
Abu Dhabi sieht, fragt sich beim Anblick
der „Alltags-Abayas“, für wen eigentlich die
Luxusroben in den Schaufenstern exklusiver
Modegeschäfte gedacht sind, wenn er
(besser: sie) noch nie bei Ramadan-Feiern,
Hochzeiten oder sonstigen Familienfeiern,
die streng nach Geschlechtern getrennt
stattfinden, teilgenommen hat. Bei diesen
Anlässen werden sowohl „gewagte“ Roben
westlicher Modehäuser getragen, als auch
in immer stärkerem Maße die Kollektionen
einheimischer Modedesignerinnen, deren
Zahl sich in den letzten zehn Jahren rasant
entwickelt hat. Das größte Hindernis für
eine Karriere als Modeschöpferin war die
traditionelle Frauenrolle in der Familie, ein
kulturbedingtes Problem, denn in einer
Mittelstandsfamilie ist es zwar schon länger
„normal“, die Töchter studieren zu lassen, da
an den Universitäten Geschlechtertrennung
herrscht,
aber die nach dem Studium oft
gewünschte Berufstätigkeit ist manchmal
schwer durchsetzbar, weil im Beruf Geschlechtertrennung
meist nicht möglich
ist.
In der Modebranche der Damenkonfektion
hat man aber viel mit Frauen zu tun – und
das hilft. Schwierig ist die Branche allemal.
Allein in Dubai gibt es Hunderte von
Modedesignerinnen, die Konkurrenz ist
hart, und nur die besten setzen sich durch.
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