City of Joy
Manama: Kulturhauptstadt der Arabischen Welt 2012
ist das Motto des "Bahrain Summer". Die vielfältigen kulturellen Veranstaltungen könnten aber noch nicht im neuen Nationaltheater stattfinden, das ist noch im Bau. Ein Newsletter des Kulturministeriums informiert über die zahlreichen Veranstaltungen im Kulturjahr.
Ausgabe 1 / 2012
Text: Barbara Schumacher
Fotos:Barbara Schumacher und AS Architecturre-Studios, Paris (rendering des Nationaltheaters)
Kulturhauptstädte auf der Arabischen Halbinsel
Arabische Städte zu Kulturhauptstädten zu ernennen, ist eine Idee der Arabischen Liga: seit 1996 wird in jedem Jahr eine Stadt eines arabischen Landes zur Kulturhauptstadt der arabischen Welt bestimmt. Die Kulturhauptstadt-Initiative findet im Rahmen des UNESCO- Kulturhauptstadt-Programms statt und dient dem Ziel der Kulturförderung und der Kulturkommunikation in der arabischen Welt.
Von den Städten auf der arabischen Halbinsel trugen bereits Sharjah City (1998), Riyadh (2000), Kuwait City (2001), Sana’a (2004), Muscat (2006) und Doha (2010) diesen Titel, der den jeweiligen Städten neben vielen Besuchern der zahlreichen Dichter- Theater- Kunst- und Musikfestivals auch die Verbesserung der Infrastruktur und neue Kulturbauten bescherte, von denen Besucher heute noch profitieren. In Sharjah wurde das Sharjah Art Museum in der Arts Area eröffnet, über zehn Jahre lang das einzige, große Kunstmuseum der Golfstaaten, auch Schauplatz der Sharjah Biennale. Riyadh baute ein Kulturzentrum, Kuwait City renovierte zahlreiche Kultureinrichtungen an der Corniche und wertete sein Museum für zeitgenössische kuwaitische Kunst auf.
In Sana’a wurde die gesamte Altstadt renoviert, die Abwasserkanäle verschwanden unterirdisch, die Stadtteile wurden mit Messingplaketten gekennzeichnet, ebenso wie wichtige Gebäude und Moscheen, das Kunstmuseum wurde in der Altstadt in einem dreistöckigen, historischen Gebäude eingerichtet, ein Teil der Gemälde stammt aus der ehemaligen Gallery No 1 von Jemens international bekanntestem Maler und Museumsdirektor Fuad Al Futaih, und es wurde ein open-air Kulturveranstaltungsplatz eingerichtet.
Muscat renovierte seine zahlreichen Museen, eröffnete drei neue und legte den Grundstein für das neue Nationalmuseum, an dem heute noch gebaut wird, und in Doha wurde auf dem Gelände der Education City ein Museum für arabische zeitgenössische Kunst eingeweiht.
Zum festen Programm der Aktivitäten in dem jeweiligen Kulturjahr gehören Präsentationen des eigenen Kulturerbes inkl. der traditionellen Festkleidung sowie Auftritte der Folkloregruppen vieler arabischer Staaten, die sich meist eine Woche lang in der jeweiligen Kulturhauptstadt aufhalten, sowie Gastspiele namhafter Orchester und Theatergruppen aus der arabischen Welt.
Kultureinrichtungen in Manama und Muharraq
Als letztem Staat auf der Arabischen Halbinsel wird in diesem Jahr die Ehre, mit seiner Hauptstadt als arabische Kulturhauptstadt zu fungieren, dem Königreich Bahrain zuteil, das über eine Vielzahl kulturengagierter Persönlichkeiten verfügt, und daher gibt es zahlreiche Museen und Kunstgalerien. Im Nationalmuseum genießt man neben archäologischen und historischen Exponaten auch eine große Ausstellung zeitgenössischer Kunst – Gemälde und Skulpturen.
Zu den besten Kunstgalerien gehören das Lafontaine Art Center und die besonders aktive Albareh Art Gallery, die in regelmäßiger Folge etwa drei Wochen dauernde Ausstellungen zeitgenössischer Künstler der arabischen Welt organisiert. Bei den jährlichen Veranstaltungen, wie der Internationalen Buchmesse im Bahrain International Exhibition & Convention Center (www.bookfair.bh), wurde bei der diesjährigen 15. Messe im März 2012 mit zahlreichen Rahmenveranstaltungen dem Kulturjahr Rechnung getragen. Eine Fülle spezieller Vorträge zu Kulturthemen aus dem arabischen Raum finden das ganze Jahr über statt, wie z. B. "The Historical and Social Meaning of the Algier’s Traditional Costume and Contemporary Fashion", von Dr. Leyla Belkaid. Nicht versäumen sollte man das Privatmuseum Bait Al Qu’ran von Dr. Abdul Rahman Jasim Kanoo (Gründer des Unternehmensgruppe Kanoo), in dem spektakuläre Sonderausstellungen stattfinden und das private Kunstmuseum des Künstlers Rashid Al Oraifi.
Traditionell beschäftigen sich viele Mitglieder der königlichen Familie in Bahrain mit Kunst und Kultur – nicht nur als Sammler, sondern auch als Kunstschaffende, wie Sheikh Rashid bin Khalifa Al Khalifa, erfolgreicher Künstler, Präsident der Kunstgesellschaft und der Gesellschaft für Fotografie und Kopf der Jury bei der ersten Veranstaltung im Kulturjahr, der 38. Kunstausstellung im Bahrain National Museum, zum Thema "Frauen". Junge, bahrainische Nachwuchskünstler standen im Mittelpunkt und konnten sich über attraktive Kunstpreise freuen. Prinzessin Fajer Al Khalifa ist bekannte Malerin. In ihren Bildern im realistisch/abstrakten Stil stehen Frauen im Fokus.
Als Retterin des Kulturerbes gilt Sheikha Mai bint Mohammed Al Khalifa, die als eine der Pioniere der Kulturbewegung und als "Kulturmotor" in Bahrain gilt. Sie machte ihren Magister in Geschichte der Politik an der britischen University of Sheffield und war viele Jahre lang als Staatssekretärin für Kultur und Kulturerbe im früheren Informationsministerium tätig. Seit sie das umbenannte Ministerium für Kultur und Information im November 2008 übernahm, hat die Kultur ein noch stärkeres Gewicht bekommen, und sie hat es geschafft, in Privatinitiative mit Hilfe von Sponsoren zahlreiche historische Bauten im Stadtteil Muharraq zu renovieren, die heute bei Kulturveranstaltungen gut gesucht sind.
Sheikha Mai erinnert sich: "Im Jahr 2002 habe ich damit begonnen, die traditionellen Häuser wieder aufbauen oder renovieren zu lassen. Das erste Haus war das Sheikh Ibrahim Haus - deshalb, weil schon vor 120 Jahren die Menschen der Nachbarschaft hier, im Haus meines Großvaters, zusammenkamen. Wo heute der Vortragsraum ist, versammelten sich die Intellektuellen Bahrains, um kulturelle Forschung zu betreiben, zu diskutieren und Pläne zu schmieden. Drei Jahre lang habe ich mich um alles selbst gekümmert und alles selbst finanziert, bis es mir gelang, Sponsoren unter Banken und Unternehmen zu finden und mein Projekt auf weitere Häuser auszudehnen: eröffnet sind Häuser für Musik, Dichtkunst, das Kurar-Haus für traditionelle Handarbeiten, das Informationszentrum, eine Bibliothek für Kinder, das französisch-bahrainische Haus, unterstützt von Alliance Francaise, der französischen Botschaft und der Bank Paribas. Die Erweiterung des Ibrahim-Hauses durch ein Auditorium, gesponsert von Seiner Majestät dem König, ist erfolgt, das Haus für Heimatgeschichte mit Schwerpunkt Perlentauchen, ein Forschungszentrum. Weitere Häuser, wie das Seyadi Haus, sind für Besucher zugänglich".
Die Erkundung der Altstadt von Muharraq ist somit ein Erlebnis für Freunde der Golfstaaten-Architektur, und die Altstadt als eine in der arabischen Welt einmalige, kulturelle Besucherattraktion mit kleinem Suq für den Verkauf traditionellen Kunsthandwerks ist Kontrastprogramm zu den vielen supermodernen High Tech Entwicklungen Bahrains. Diese Einrichtungen für die zahlreichen Veranstaltungen im Kulturjahr zu nutzen, erfreut die Besucher. Inzwischen hat man auch mit kulturellen Großveranstaltungen Erfahrungen gesammelt. Im Sommer 2011 stellte Sheikha Mai im exklusiven Capital Club im obersten Stock des Bahrain Financial Harbour Gebäudekomplexes das Projekt "Investing in Culture" mit einer Vielzahl multikultureller Veranstaltungen vor, die das reiche Kulturerbe Bahrains bekannt machen sollen, mit dem Ziel regionale und internationale Touristen anzulocken. Von den Erfahrungen profitiert man im Kulturjahr.
Das neue Nationaltheater
Besucher können sich Ende 2012 über etwas ganz Neues freuen: Das im Bau befindliche Nationaltheater konnte mit regelmäßigen "Inspektionsbesuchen" von Sheikha Mai rechnen. Im Januar 2012 galt ihr besonderes Interesse dem Innendesign und der Qualität der dafür verwendeten Materialien, die von dem französischen Unternehmen AS Architecture-Studio (u. a. beteiligt bei der Architektur des Institut du Monde Arabe in Paris) eingesetzt werden. "In diesem Jahr soll das Nationaltheater in einer großen, feierlichen Zeremonie im Rahmen des Kulturjahrs 2012 eröffnet werden als eines der großen Projekte, die viel Aufmerksamkeit und Förderung durch das Königshaus erfahren haben. Das Nationaltheater wird nicht nur für Theateraufführungen, sondern auch für nationale und internationale Kunst- und Kulturveranstaltungen zur Verfügung stehen und ist ein in jeder Hinsicht professionell ausgestattetes Kulturzentrum, das internationalen Standards entspricht, auch in den Ausstellungsräumen", so Sheikha Mai.
Der beeindruckende Bau mit einer Fläche von fast 11.000 qm liegt nördlich des Sees, an dessen Ufer sich schon das Bahrain National Museum befindet und kostet ca. 31 Millionen Euro. Für Theateraufführungen, Konzerte, Konferenzen und spezielle Musikveranstaltungen erwartet die Besucher ein Auditorium mit 1000 Plätzen. Außerdem gibt es ein flexibles Studio-Theater mit 150 Plätzen. Die Landschaft Bahrains als Insel zwischen zwei Meeren inspirierte die Architekten von AS Architecture-Studio: Der Bau scheint zwischen Wasser und Himmel zu schweben und ist Symbol für die Harmonie zwischen der Insel und dem Meer. Das Gebäude umschließt einen zentralen Platz, das Foyer erinnert an Palast-Höfe. Das große Auditorium liegt im Zentrum dieses majestätischen Raumes – wie ein Juwel in der Schatulle. Entsprechend dem arabischen Architekturerbe hat man auf die Wirkung des Zusammenspiels zwischen Licht und Wasser Wert gelegt. Die Nähe zum Bahrain National Museum ist ein großer Vorteil für die Besucher, die zwei Kulturattraktionen in unmittelbarer Nähe vorfinden.