Salzdominseln
Desert Islands in den Emiraten:
Sir Bani Yas und Delma
Donnerstag, 21. Juli 2011
Die vor drei Jahren für die Desert Islands, eine Inselgruppe vor der Küste der westlichen Wüstenregion Al Gharbia begonnenen Entwicklungsarbeiten der Tourism & Development Investment Company TDIC schreiten voran: Während die Angebote für Besucher auf Sir Bani Yas kontinuierlich erweitert werden, bereitet sich die Bevölkerung von Delma auf den Tourismus vor.
Beide Inseln sind landwirtschaftlich abwechslungsreiche Salzdominseln vulkanischen Ursprungs mit Mineralienbergen. Mit 87 qkm ist Sir Bani Yas die größte natürliche Insel der VAE, ein wenig größer als die Insel Abu Dhabi Stadt. Sie ist eine Insel der touristischen Superlative. Vom Festland (Desert Island Terminal) bei Jebel Dhanna ist sie 15 Katamaran-Minuten entfernt. Wenn im Jahr 2014 die touristische Entwicklung abgeschlossen sein wird, wird es maximal 1800 Hotelzimmer geben, diese Obergrenze haben die Planer von TDIC im Hinblick auf den Umweltschutz gesetzt. Dazu passt, dass der größte Teil der auf der Insel notwendigen Energie mittelfristig aus erneuerbaren Energien bestehen soll. Bereits jetzt steht vor der Insel die einzige Windkraftanlage der Gegend, die derzeit zwei Prozent des Stroms produziert. Weitere Wind- und Solarenergieprojekte sollen jedoch von TDIC in Partnerschaft mit Masdar entwickelt werden mit dem Ziel, dass die erneuerbaren Energien 80 Prozent ausmachen.
Nach Delma sind es vom benachbarten Terminal neunzig Minuten mit der Autofähre. Diese Insel hat - mit einsamen Bilderbuchstränden und zwei großen Dhauhäfen - bisher ihre Ursprünglichkeit bewahrt und ist einer der letzten Orte der Emirate, in dem es in einer Jahrhunderte alten, gewachsenen Dorfgemeinschaft von Fischern und Farmern noch geruhsam zugeht. Es gibt nur ein Motel.
Insel Sir Bani Yas:
Tierparadies in Salzdomlandschaft

Ein Dorf oder einheimische Bevölkerung gibt es auf der Insel Sir Bani Yas nicht. Sheikh Zayed hatte sie als privates Tierreservat der vom Aussterben bedrohten Arabian Oryx auserkoren. Auf der Insel können sie frei umherlaufen, sich prächtig vermehren und zusammen mit vielen Sand- und Berggazellen, 50 Giraffen (das waren die Lieblingstiere von Sheikh Zayed), einigen Hyänen, aus Südafrika stammenden Geparden, zwanzig weiteren Tierarten und 180 Vogelarten ein paradiesisches Dasein führen. Geparden und Hyänen waren früher auf der Arabischen Halbinsel heimisch, bevor sie ausgerottet wurden. Besucher der Insel müssen sich in dem bisher einzigen, seit 2008 existierenden, überaus erfolgreich operierenden Fünf-Sterne Desert Islands Resort & Spa by Anantara anmelden und einquartieren. Sie sind Tier- und Naturfreunde, können auf Safari gehen, mit dem Kajak durch das Mangrovengebiet fahren, mit dem Mountainbike die Salzdomlandschaft erkunden, die die größte der Welt ist, beim Schnorcheln Delfine und Schildkröten treffen, segeln, tauchen und sich im Bogenschießen üben. Der Wildpark bedeckt etwa die Hälfte der Insel, ist 4200 Hektar groß, von einem 32 KIlometer langen Zaun umgeben und beherbergt derzeit etwa 14.000 Tiere. Bis Ende 2011 ist die Eröffnung von zwei neuen Lodges auf der Insel vorgesehen: Die Al Sahel Lodge in einer Grasoase des Wildparks und die Al Yamm Lodge an einer Mangrovenlagune.
Auch an Archäologie interessierte Besucher kommen auf ihre Kosten, denn seit Dezember 2010 ist hier die in den Emiraten einzige christliche Ausgrabungsstätte zu sehen: die Reste eines Klosters, das etwa um 600 n. Chr. gebaut wurde, also in vorislamischer Zeit. Archäologen arbeiten seit den frühen 1990er Jahren auf der Insel und entdeckten das Kloster bereits 1992, aber erst jetzt sind die Funde der Öffentlichkeit zugänglich. Sheikh Sultan bin Tahnoon Al Nahyan, Vorstand von TDIC, freut das besonders: "Wir können damit Besuchern einen weiteren Einblick in unsere Geschichte und Kultur geben und Sir Bani Yas damit noch attraktiver machen". Das Kloster ist unter Fachleuten als "Kirche des Ostens" bekannt.
www.desertislands.anantara.com
Delma: Reich an Kulturerbe

Die durch eine gepflegte Farmkultur überraschend grüne Salzdominsel ist – ohne die für spätere Touristenanlagen vorgesehene, künstlich aufgeschüttete, lang gestreckte Halbinsel im Süden - 34 qkm groß (max. neun Kilometer lang und fünf KIlometer breit). Die Halbinsel entstand, indem man eine kleine Insel, die etwa drei Kilometer vom südlichen Ende Delmas entfernt lag, mit Delma verband. Die Regierung baut derzeit neue Wohnsiedlungen für die rund 5000 Insulaner und eine neue Corniche. Zu den Attraktionen der Insel gehören zwei nebeneinander liegende Häfen, in denen auf einer unübersehbaren Menge großer Fischerdhaus geschäftiges Treiben herrscht. Sheikh Zayed besuchte die Insel oft und kümmerte sich um die Einwohner. Sein Palast liegt in der Nähe des Museums.
Archäologen haben nachgewiesen, dass Delma schon vor 7000 Jahren bewohnt war, denn früher gab es hier reichlich Frischwasser. Noch bis vor sechs Jahrzehnten wurde die Insel Abu Dhabi mit Wasser aus den über 200 Brunnen Delmas beliefert. Die Insel hat einen fast 100 Meter hohen Vulkan, Wissenschaftler halten den Ort dieses Vulkans für den ältesten Ort der Emirate. Die Gegend um den Vulkan teilen sie in verschiedene Zonen ein, das Alter der "neuesten" dieser Zonen wird auf eine Million Jahre geschätzt. Im Inneren des Vulkans wurden Metalle gefunden, eines davon ist Dalmoti, und einige Experten leiten den Namen der Insel von diesem Metall ab. Die etwa zwanzig archäologischen Stätten auf Delma kann man (noch) nicht besuchen, aber es gibt entsprechende Informationen im Delma Museum, in dem die Geschichte der Insel ausgezeichnet dargestellt wird und viele archäologische Funde einer britischen Archäologengruppe ausgestellt sind. Das Al-Murayki Haus, in dem das Museum untergebracht ist, gehörte früher einem wohlhabenden Perlenhändler. Ein indisches Verzeichnis von 1891 spricht von Delma als einziger Insel entlang der Austernbänke, die ständig bewohnt war. Während des Höhepunkts der Zeit des Perlenhandels war Delma ein wichtiges Perlenzentrum. Dass die Perlenhändler sogar aus Indien kamen, belegt die interessante Sammlung britischer und indischer Münzen aus dem 19. und frühen 20. Jhdt., als der Perlenhandel blühte. In der Nähe des Museums befinden sich drei etwa achtzig Jahre alte, kleine Moscheen ohne Minarette mit offenen Innenhöfen: Al-Muraykhi-, Al-Dosari- und Al-Mohanadi-Moschee. Diese vier Gebäude bilden ein einmaliges Ensemble der Golfstaatenarchitektur und sind abends angestrahlt.
Besuch im Desert Island
Education Center
Das moderne DIEC ist im ersten Stock des Delma-Shoppingcenter untergebracht. Auf der Insel kennt es jeder. In drei Unterrichtsräumen und zwei Computerlaboratorien können gleichzeitig achtzig Kursteilnehmer unterrichtet werden. Direktor Wasim Manla ist von Anfang an dabei. "DIEC wurde am 1. 8. 2008 eröffnet. Es wird von der Regierung finanziert und von TDIC entwickelt. Ziel ist, die junge Inselbevölkerung zunächst für tourismusrelevante Arbeitsplätze auf Sir Bani Yas und später auf Delma auszubilden. Dazu bieten wir eine Vielzahl von kostenfreien Kursen an, deren Abschlüsse sich an internationalen Anforderungen orientieren. Oberstes Ziel unserer Qualifizierungsmaßnahmen ist, die Absolventen in Arbeit und Brot zu bringen, d. h. wir kümmern uns auch um die konkrete Stellenvermittlung".
Zu den erfolgreichsten Kursteilnehmerinnen gehört Sheikha Al Ali, die Computer- und Tourismuskurse so erfolgreich abschloss, dass man sie gleich beim DIEC behalten hat: Sie hat eine Stelle als Jobvermittlerin, und wenn "Hochbetrieb" auf Sir Bani Yas herrscht, hilft sie dort aus. "Das DIEC hat mein Leben verändert, und ich möchte gern das Leben der Besucher aus aller Welt verändern, indem ich ihnen unsere Kultur nahebringen. Wir arbeiten auf den Inseln Sir Bani Yas und Delma an einzigartigen Orten der Welt". Aisha Juma Al Qubaisi, die aus einer der angesehendsten Familien des Emirats Abu Dhabi stammt, hat nach ihrem Studium in Al Ain ebenfalls eine Stelle als Jobvermittlerin beim DIEC angetreten und gibt außerdem Photoshop-Kurse. Was wünscht sie sich für die Zukunft? "Ich habe vier Wünsche: Ich möchte vor allem den jungen Einwohnern von Delma, die Jobs suchen, helfen, eine gute Arbeit zu finden. Ich selbst hätte sehr gern eine Führungsposition, mein dritter Wunsch wäre es, eine Privatschule für Kinder unter acht Jahren zu gründen - die gibt es bisher noch nicht -, und mein vierter Wunsch ist, dass mehr Besucher nach Delma kommen".
Beitrag und Fotos: Barbara Schumacher