Bildung und Energie spielen
eine bedeutende Rolle
in den deutsch-arabischen Beziehungen
Mittwoch, 17. November 2010
Bildung und Energie - zwei Themen, bei denen es um Ressourcen geht. Beiden widmeten sich jeweils zweitägige Foren im Oktober 2010 in Berlin, die mit jeweils 300 Teilnehmern regen Zuspruch fanden.
Bildungsfragen haben eine weit in die Zukunft reichende Bedeutung. Ein Fünftel der Bevölkerung in den arabischen Ländern ist zwischen 15 und 24 Jahre alt. Die qualifizierte Ausbildung von rund 70 Millionen jungen Menschen soll die wirtschaftliche und soziale Stabilität in der Region sichern. Zahlreiche Länder der Region gründen neue Ausbildungseinrichtungen und Universitäten in Kooperationen mit europäischen Partnern. Das Leistungsprofil deutscher Anbieter deckt sich in idealer Weise mit dem Modernisierungsbedarf in den Staaten des Nahen und Mittleren Ostens. Zunehmend setzen diese Länder auf Bildung als Rohstoff der Zukunft. Die Bildungsmärkte sämtlicher Länder des Golfkooperationsrates (GCC) erleben derzeit einen historisch einmaligen Investitions-boom. "Bildung – Made in Germany" genießt in der arabischen Welt große Wertschätzung. Die Zusammenarbeit wird von arabischer Seite ausdrücklich gewünscht und gesucht.
Die Schwerpunktthemen des 2. Deutsch-Arabischen Bildungsforums stellte Sabine Gummersbach-Majoroh, Leiterin von iMOVE heraus: Bildungsinitiativen in der arabischen Welt, Kosten und Nutzen der Berufsbildung für die Industrie, Berufsbildung für Frauen in der arabischen Welt und die Zusammenarbeit von Hochschulen. Gleichzeitig hob sie das große Kooperationspotenzial hervor, das sich in diesen Bereichen bietet. iMOVE, eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Internationalisierung beruflicher Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen aus Deutschland, war mit der Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry Veranstalter des Forums. Deren Präsident, Dr. Thomas Bach, bezeichnete Wissenschaft und Bildung als wahrhaft erneuerbare Energien, die die Zukunft bestimmen werden. Der saudische Botschafter Professor Dr. Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi hob die Bemühungen seiner Regierung im Bildungsbereich hervor und beklagte die geringe Zahl von gegenwärtig nur 126 saudischen Studierenden an deutschen Universitäten im Vergleich zu 36.000 in den USA. Er forderte verbesserte Einreisebedingungen für Bildungswillige, da jeder von ihnen ein potenzieller Botschafter für sein Studienland in der arabischen Welt sei. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Forschung und Bildung Dr. Helge Braun bezeichnete gute Bildung als wichtigen Grund, warum Deutschland so schnell den Weg aus der weltweiten Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre gefunden habe. Untersuchungen zeigten: Je besser die Beschäftigten eines Unternehmens qualifiziert seien, desto innovativer seien die Produkte des Unternehmens und desto weniger anfällig sei das Unternehmen für Krisen.
Auch Energie ist eine wesentliche Zukunftsfrage. Es lag daher auf der Hand, erstmalig ein eigenes Forum dem deutsch-arabischen Energiedialog zu widmen. Das große Interesse der arabischen Länder an Energiefragen, besonders an erneuerbaren Energien, trifft auf ein großes Technologie- und Know how-Potenzial bei der deutschen Industrie. Etwa 300.000 Menschen arbeiten in Deutschland in der Branche der erneuerbaren Energien, einer der exportstärksten Industriesparten.
Alle Redner des 1. Deutsch-Arabischen Energieforums, eine Gemeinschaftsveranstaltung der Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), betonten die Bedeutung zukunftsweisender Projekten wie DESERTEC, IRENA und Masdar City. Nicht nur alternative, auch konventionelle Energien sowie Fragen der Energieeffizienz standen im Mittelpunkt der Konferenz. Zu den Sprechern gehörten BDI-Präsident Dr. Hans-Peter Keitel, Ghorfa-Präsident Dr. Thomas Bach, der saudi-arabische Prof. Dr. Ossama Abdulmajed Shobokshi, Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien als Doyen der Botschafter der arabischen Länder in Berlin, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Peter Hintze sowie der Generalsekretär der arabischen Liga Amr Moussa. In einer Nebenbemerkung betonte er, dass Bildung die wichtigste Ressource der Zukunft sei.
Rainer Schubert